Gestern, am 2.7.2022 liefen wir um 08:00 in Roscoff aus. Es sollte ein langer Tag werden. Zunächst, wie prognostiziert, Wind auf die Nase und das mit leicht gegenläufigem Tidenstrom. Ein gute Möglichkeit unseren YANMAR zu testen. Wir hatten diesen Zeitpunkt bewusst gewählt, wir wollten mit einsetzendem Tidenstrom in unserer Richtung bereits einige Meter gemacht haben. Die Zeit hielten wir für notwendig um die Ile Ouessant (vor Brest) zu runden, bevor dort der Gegenstrom einsetzt. Die Taktik ging auf. Zwischen 10:00 und 11:00 begann es in unsere Richtung zu strömen. Hilfreicher Wind kam auch noch auf, also Segel hoch. Alles was Antrieb bringt ist hilfreich.
Am Nachmittag kam dann eine sehr schwarze Wand auf uns zu. Bringt sie Regen ? Ganz sicher, aber auch Wind ? Wir beschlossen diesem, nach Nordost ziehenden, schwarzen Ungetüm nach Süden auszuweichen. Hat auch (fast) geklappt. 10 Minuten Regen danach war alles wieder gut. Danach neuer Kurs: Wie alter Kurs.
Kurz vor dem Cap beschlossen wir „the long way round“ zu nehmen und die Ile Ouessant im Westen zu runden. Zugegeben ein riesiger Umweg. Aber in Anbetracht unserer Maschinensituation mit neuem Getriebe, erst gut 5 Stunden Betriebserfahrung in eine Passage einzulaufen, in welcher es mit ca. 5 kn Strömen wird, war uns zu gewagt.
Also Kurs N-Spitze der Ile Ouessant und danach Südkurs. Mit Maschine, da zwischenzeitlich der Wind bei 3-5kn war. Drehzahl 2300 rpm ergibt eine Geschwindigkeit von knapp über 8kn über Grund. So haben wirs gern. An der Insel angekommen erlebten wir den gleichen Antrieb in gleicher Drehzahl, ohne Veränderung der Windsituation mit einer Geschwindigkeit von 1,8kn über Grund. Donnerwetter hier strömts auch ganz ordentlich. Auch waren auf der Wasseroberfläche viele Wirbel erkenntlich, Eddies genannt. Die Wasseroberfläche scheint seltsam verwirrt. Wellen aus allen Richtungen gleichzeitig, die auch noch höher uns steiler sind als zuvor. Man kann das Gefühl haben in einem Topf zu sitzen, bei dem das Wasser bald den Siedepunkt erreichen wird. Allerdings kann man bei 14-15°C Lufttemperatur nicht unbedingt von „Siedepunkt“ reden. Nach 40 Minuten waren wir dem "Tiden-Gezwirbel" entkommen. Der Himmel wird langsam heller.
Fahrt nimmt langsam wieder zu, durch den zwischenzeitlich nach Süden geänderten Kurs können wir auch die Segel zu Hilfe nehmen. Schon geht’s langsam wieder in Richtung 7kn. Erst 4 dann 5 dann … und zu guter Letzt rauschen wir wieder mit 7 bis 8kn Fahrt auf Camaret sur Mer zu. Der Wind schlief allerdings, wie jeden Abend, ein. So mussten wir bis zum Ziel durchgehend motoren. Aber alles ist zu was gut: Wir wissen nun dass unser Antrieb für gute 12h durchhält. Wir empfinden den gesamten Antrieb auch etwas leiser und noch ruhiger als zuvor. Im Cockpit nimmt man nur noch ein leises brummen wahr. So gewinnen wir langsam wieder Vertrauen in den Antrieb … sicher jedoch nicht in den YANMAR Service. Dieser bleibt auf unserer VUP Liste … sogar mit guten Chancen auf Platz 1.
Gegen 23:00 liefen wir schließlich in Camaret sur Mer ein. Im Päckchen mit einem sehr freundlichen Briten. Als Dankeschön für die bereitgestellte Schiffsseite gaben wir noch ein Mitternachtsbierchen aus. Danach Mitternachtssnack und ab in die Koje. Schnell schlafen, denn um 08:30 legen die Briten ab.
Zur Gegend können wir noch nichts eigenes beitragen, da wir nach einen Feierabendbierchen dann auch fix in der Koje lagen.