Mittwoch
Heute soll unser Dieselkühler eingebaut werden. Der Techniker, welcher vor einigen Tagen hier war wird heute wieder da sein. Als wir den Dieselkühler vor wenigen Tagen bestellten erklärte YANMAR uns, dass dies eigentlich nicht notwendig sei. Die Dieselerwärmung käme von unseren vielen Filtern vor der Maschine. Ich hatte jedoch hier im Hafen Selbstversuche unternommen und festgestellt, dass nicht nur die Maschine den Dieseltank erwärmt, sondern auch die Standheizung. Laufen beide gehts schneller. Läuft nur die Heizung kühlt alles weitgehend ab, bis der nächste Heizzyklus beginnt. "Weitgehend" bedeutet in diesem Zusammenhang eine sehr langsame Erwärmung. So waren meine Beobachtungen die ich ingeneurmässig in Zahlen und Messwerten mit YANMAR geteilt hatte.
Am Montag, als wir unserer fast täglichen YANMAR Besuch tätigten wurde uns erklärt, dass dieser Dieselkühler wohl eine wichtige Rolle einnehmen würde. Daher installieren sie diesen am Mittwoch Vormittag. Meine Arbeit scheint überzeugt zu haben. Am Donnerstag Nachmittag will ein YANMAR Experte auf der BELUGA erste Analysen unserer Installation durchführen, so erfahren wir heute in einer Mail, die gestern ca 21:00 abgesendet wurde. Hut ab und vielen Dank für diesen Einsatz an dieser Stelle an YANMAR ! Heute erfahren wir, dass der Techniker gegen 13:30 an Bord sein will. Wir freuen uns und bestätigen den Termin. Seine Ergebnisse entscheiden dann wie es weitergehen soll. Einig sind wir uns, dass ein Getriebewechsel alle 40 Stunden nicht die Zukunft sein wird. Das ist doch auch schon mal was. Auch gibts in Cherbourg anscheinend keine YANMAR Angelshops, wie in Dünkirchen. Die machen hier alle einen sehr kompetenten und verlässlichen Eindruck ... und Angeln hat keiner im Angebot.
Zwischenzeitlich ist es 12:30 und der Dieselkühler ist noch immer nicht im Schiff. Wir warten auf den Techniker seit 09:00. Er wollte am Vormittag da sein. Mal sehen was sich da noch so ergibt. Bis 21:00 war keiner da. Weder eMail noch Anruf - einfach keiner da ! Wir bleiben gespannt wie sich die Sache morgen am Donnerstag entwickelt. Vielleicht gibts ja ne plausible Erklärung ?!!?
Das Wetter zeigt heute, was die Normadie zu bieten hat: Starkwind (>40kn Wind) und Regen im Wechsel. Eigentlich nur leichter Regen. Unsere LEWMAR Luken, welche 2018 von der Yachtwerft in Glückstadt eingebaut wurden tropfen dennoch kräftig und munter. Alle neu eingebauten Luken sind undicht - und das sind ALLE Decksluken der BELUGA ! Es tropft derart stark dass wir Eimer unter die Scharniere hängen müssen, um die Suppe nicht zu verwässern :-) Wie ein alter Handwerkerspruch so sagt: "Wenn es in die Suppe hagelt, ist das Dach wohl schlecht genagelt". Die Yachtwerft teilte mir vor Wochen bereits mit, dass es eine Lösung seitens LEWMAR hierfür gäbe. Wahrscheinlich kam einer von beiden, oder doch beide ? wohl noch nicht dazu, mir die Ersatzteile zuzusenden. Ist ja erst Ende Oktober :-(( sind ja noch 7 Wochen bis zu den Geschenken unterm Baum.
Am späten Nachmittag suchen wir nochmals den örtlichen Suoermarkt heim. Dort finden wir sehr leckeres Suppenfleisch. Wir beschliessen, dass dies eine gute Idee in der aktuellen Vorweihnachtszeit sein kann. So nehmen wir zwei geeigente Stücke Suppenfleisch, Suppengemüse und weiteres "Zubehör" mit. Zwischen den Eimern unter den Decksluken kannst Du unserern XXXL Suppentopf sehen. Hier enstehen ca. 2 ltr Suppe vom Feinsten. Viel Gemüse und ein Butternut Kürbis verleihen der Suppe eine runden Geschmack. Was uns neu war, ist ein Rettich im Suppengemüse Paket. Passt geschmacklich aber sehr gut. Eben Essen wie Gott in Frankreich auf der BELUGA - den Wettbewerb gewinnen wir !
In der Nacht dreht der Sturm nochmals richtig auf. Orkanböen peitschen durch Cherbourgs Marina. Der Südwind ist ablandig und zieht uns vom Steg weg. Wenigstens die Fender haben heute Nacht frei :-) Die BELUGA zerrt ordentlich an den Leinen. Da dieser Stum mit Ansagen war, haben wir ausreichend Leinen am Steg. Auch in ausreichender Stärke. Die BELUGA ruckt streckenweise sehr hart ein. Wir machen - am Steg festgemacht - ordentlich Lage in der Koje. Sabine hat über Stunden Mühe Schlaf zu finden. Gegen 03:00 lässt der Sturm ein wenig nach und wir schlafen heute aus, kommt der YANMAR Experte erst um 13:30.
Aufräumen mit eigenen Vorurteilen
Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass ich mindestens eins meiner Vorurteile begraben sollte. Ich denke ich muss meine Einstellung gegenüber der französischen Handwerkermentalität etwas differenzieren. Hatten wir in Jahren in Marseille wahrgenommen dass dort eine ausgeprägte „Manjana Mentalität“ herrscht, so stellen wir hier im Norden das absolute Gegenteil fest. Du fragst Dich, woran wir das festmachen: Der Ausbau unserer alten Maschine dauerte in Marseille mit den Werft Handwerkern über 3 Tage. Der Einbau mit der deutschen Fachfirma über 4 Stunden. Hier haben wir noch weitere ähnliche Beispiele erlebt.
Hier im Norden Frankreichs dauert es eine Weile, bis die Handwerker sicher sind, dass die Arbeit „ihrer würdig“ ist, was bedeutet, dass sie Zeitverschwendung vermeiden wollen. Wenn dann noch klar ist, wer die Zeche zahlt, dann gehts mit sehr viel Elan, Sachverstand, Kompetenz und sehr pünktlich (auf Französisch +/- 1h) zur Sache. Das ist zumindest mein aktueller Eindruck. In manchen Bereichen kann sich sogar der eine oder andere deutsche Handwerker eine Scheibe abschneiden.
So freue ich mich, zumindest dieses Vorurteil über französische Handwerkermentalität feierlich über Bord werfen zu können.