Griechenland und Deutschland
Älteste historische Berichte über germanische Kulturen stammen von Begegnungen mit den Griechen und dem Römischen Reich. Der griechische Reisende Pytheas aus Massalia berichtete um 330 v. Chr. über die Länder um die Nordsee und die dort lebenden Völker. Die historischen Überlieferungen über auch so bezeichnete Germanen beginnen in den Berichten antiker Schriftsteller im 1. Jahrhundert v. Chr. Der älteste Hinweis schildert, dass die Germanen als Hauptmahlzeit Glieder gebratenen Fleisches zu sich nähmen sowie Milch und unvermischten Wein tränken. Für seine zeitgenössischen Leser erweckte diese Charakterisierung das Bild unzivilisierter, wenig entwickelter Völker. Poseidonios nannte offenbar nur ein in der Nähe des Rheins lebendes, den Kelten nahestehendes Volk Germanen. Auch Strabon bezeichnete mit Germanen ein Volk, das er als ein mit den Galliern verwandtes ansah.
Eine eheliche Verbindung gelang erst Otto I., als dieser nach drei Anträgen 972 seinen Sohn Otto II. mit der byzantinischen Prinzessin Theophano verheiraten konnte, wenn auch wieder ohne Erbfolge für das Römische Reich. Die Verbindung von Otto und Theophano wirkte sich in vielerlei Hinsicht bereichernd und zum Teil einschneidend auf das kulturelle Leben im Ostfrankenreich aus. Nach dem Tod ihres Gatten übernahm die noch junge Theophano – für die Franken überraschend – die kaiserlichen Amtsgeschäfte vollumfänglich als „Imperator“ und regierte bis zu ihrem Tode 991 gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Adelheid von Burgund. Theophanos Sarkophag in Köln zeigt auf seiner Stirnseite die beiden Kirchen Sankt Pantaleon (Köln) und Haghia Sophia (Konstantinopel) gleichberechtigt.
Griechen und Religion
Diese deutsch-griechische Verbindung dokumentiert auch die damalige Einheit der gemeinsamen Religion in den beiden kulturell so unterschiedlichen Reichen, die schon wenig später verloren ging. Noch in den 990er Jahren kam es durch die Ausrufung des griechischen Bischofs Johannes Philagathos zum Papst zu einer heftigen Auseinandersetzung, die zu einem Romfeldzug Ottos III., der Absetzung und Blendung des Gegenpapstes sowie der Wiedereinsetzung des aus dem Ostfrankenreich stammenden Papstes Gregor V. führte.
Griechen in Deutschland
Seit dem 15. Jahrhundert existiert der Gründungsmythos der Stadt Frankfurt, wonach diese entweder wie Rom in Folge des Trojanischen Kriegs oder zu Ehren Helenas der Mutter Konstantin des Großen sein soll. Der Mythos war bis ins 18. Jahrhundert verbreitet. In seiner Festschrift zum zweihundertjährigen Bestehen der ersten brandenburgischen Landesuniversität Alma Mater Viadrina 1706 in Frankfurt (Oder) prägte Erdmann Wircker den Ausdruck Spree-Athen als Namen der preußischen Hauptstadt Berlin. Aber auch die bayerische Hauptstadt München wurde als „Isar-Athen“ bezeichnet. Etwa zur gleichen Zeit bestand eine griechische Gemeinde in Leipzig, die einerseits im Handel wirkte, andererseits zu Freundschaften zwischen Griechen und Deutschen beitrug. Johann Wolfgang von Goethe lernte dort Griechen kennen und übersetzte auch einige Gedichte aus dem Neugriechischen. Werner von Haxthausen bearbeitete eine Sammlung neugriechischer Volkslieder. 1811 komponierte Ludwig van Beethoven Die Ruinen von Athen.
Ab 1833 wurde unter Otto eine griechische Vertretung in München eingerichtet. Die erste griechische Botschaft in Berlin wurde 1834 eröffnet, als Berlin die Hauptstadt des Königreichs Preußens war. 1857 wurde ein Übereinkommen zwischen dem Zollverein und der Republik der Ionischen Inseln abgeschlossen, die 1864 zu Griechenland beitrat.
Deutsch-Griechische Wirtschaft
1859 lieferte das damals junge Unternehmen Siemens und Halske Telegrafenapparate für eine Telegrafenlinie, die Griechenland mit der Türkei verband. Bis zur Jahrhundertwende und Einrichtung einer eigenen Niederlassung in Griechenland kam es zu mindestens 3 weiteren Vertragsabschlüssen. Zu den ersten Exportartikeln im großen Stil gehörten auch chemische Produkte und Halbzeuge. Als der griechische Staat jenen Firmen den Vorzug gab, die auch bereit waren, das unternehmerische Risiko der Investition zu tragen, gingen Eisenbahnaufträge als Konzessionen an französische und englische Investoren. Scheint sich bis heute so gehalten zu haben :)) Für die Firma Krupp stellte Griechenland einen wichtigen Markt für Kanonen und Geschütze dar.
Am 30. Januar 1933 erfolgte nach demokratischer Wahl in Deutschland die Ernennung Adolf Hitlers zum Kanzler. In Griechenland kam es bei den Parlamentswahlen im Januar 1936 zu einem Patt. Der (deutsche) König nutzte die Gelegenheit und ernannte Ioannis Metaxas zum Premierminister. Metaxas entstammte einer alten königstreuen Politikerfamilie und war Absolvent der Preußischen Kriegsakademie.
Griechenland und die EU
Der Beitritt Griechenlands zur EWG wurde nicht unter wirtschaftlichen, sondern geopolitischen Gesichtspunkten entschieden. Die Westmächte betrieben nach dem Ende des Bürgerkriegs 1949 in aller Eile die Integration des Landes in ihr militärisches und wirtschaftliches Bündnis. Auf griechischer Seite engagierten sich für den schnellen Beitritt in die NATO und das Assoziierungsabkommen mit der EWG der (norddeutsche) König der Griechen Paul I. nebst seinem Ministerpräsidenten Konstantinos Karamanlis.
Strukturelle Verwaltungsdefizite in Griechenland führten zu einer Misswirtschaft, die in Folge der Weltfinanzkrise 2007–2008 zu einer erneuten, heute noch andauernde Staatsschuldenkrise führte. Fehlende Kontrollmechanismen begünstigten die privatwirtschaftliche Korruption aus Deutschland, die zu unnötigen oder überteuerten Auftragsvergaben des griechischen Staates an deutsche Unternehmen führten. Nach seinem Regierungsantritt Ende 2009 wurde Giorgos A. Papandreou, der nach intensiven Verhandlungen und trotz starker Bedenken den (undemokratischen) EU-Weg aus der Krise akzeptierte, in der deutschen Presse zunächst wohlwollend behandelt. So wurde er für die Unterzeichnung des Memorandums 2010 von der Werkstatt Deutschland mit deren Quadrigapreis in der Kategorie Kraft der Wahrhaftigkeit ausgezeichnet; gemeinsam mit Wolfgang Schäuble, der sich allerdings bei der Verleihung vertreten ließ.
Im Zuge der griechischen Finanzkrise verschlechterte sich das griechisch-deutsche Verhältnis erheblich. Neben Frankreich war Griechenland jenes Land, in denen die Deutschen das beliebteste Volk waren, in beiden Fällen änderte sich dies während der Eurokrise.
Nach einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2005 waren die Deutschen damals noch das beliebteste Volk bei den Griechen.
-
78,4 % der Befragten äußerten sich positiv zu den Deutschen
-
zu Frankreich 77,5 %,
-
zu den USA nur 27,8 %
Als diese Umfrage 2013 wiederholt wurde, war der entsprechende Wert auf 33,2 % gefallen. Die Medien in Deutschland erklären das Absinken der deutschen Beliebtheitswerte in Griechenland mit dem Beharren der Bundesregierung auf die Durchsetzung einer restriktiven Fiskalpolitik als Gegenleistung für einen deutschen Beitrag zum Euro-Rettungsschirm.
König Otto der Neuzeit
In der neueren Geschichte stellt sich erneut ein König Otto ein. Otto Rehhagel hat als Trainer Griechenlands Geschichte geschrieben. Mit dem Fußballmärchen 2004 wurde Otto Rehagel Ehrenbürger Athens und kam als Film ins Kino. Selbst erlebt haben wir die Freude der Griechen wenige Jahre nach diesem Sommermärchen. Als wir mit einer Charterjacht unterwegs durch die griechischen Inseln waren. Auf die Frage "What country are you from ?" und unserer Antwort "Germany" hörte mn nur noch jubelndes "Rehagles, Rehagles, Rehagles - very good country". Bis heute erscheint "König Otto" in Griechenland als Legende.
Quellennachweis:
Inhalt | Quelle |
Begriffsdefinition | http://www.wikipedia.org |
Konig Otto | WAZ |